Erst habe ich die Tage gezaehlt, wie lange ich schon durchgehalten habe. Dann haben wir die Tage gezaehlt, bis wir die Buschparty feiern, bis "DER Neue" kommt, bis wir zurueck in die Stadtfahren, um wieder kaltes Bier am Strand zu trinken und uns in der Outdoordusche mit fliessendem klaren Wasser zu duschen und auf eine Toilette mit Spuelung ...
Doch eigentlich finden wir es auf unserer Baustelle so herrlich, dass wir schon mit einem weinenden Auge an den Abschied denken muessen.
Fuer mich sind mittlerweile 28 von 70 Pioneertagen verstrichen und so schoen wie auch alles ist, freue ich mich schon riesig auf die anschliessende Reise.
Es ist schon eigenartig, wie sich die Stadt fuer unser Empfinden veraendert hat. Ploetzlich sehen wir alles mit ganz anderen Augen. Was bei unserer Ankunft noch so wahnsinnig "basic" erschien, wurde im "bush" getoppt! Nun freuen wir uns sogar darueber endlich wieder auf Plastikstuehlen mit Rueckenlehne zu sitzen statt auf harten Holzbaenken.
Bei unserer Ankunft war das Wetter etwas trueb. Nun erstrahlt alles farbenfroh im Sonnenschein.
Wir haben wieder Luxusprobleme:
Das Internetcafe hat von 11 bis 14 Uhr Mittagspause und Sonntags geschlossen.
2 der Geldautomaten funktionioeren nicht und der 3. ist leer, nachdem ein anderer "Pioneer" ca 70 Euro abgehoben hat. So muessen wir untereinander Geld leihen, um endlich wieder ordentlich kaltes Bier am Strand zu geniessen ;) Ach, das Leben kann so grausam sein...
Heute werden WIR mal zur Abwechslung fuer die Guides kochen. Deshalb muss ich gleich wieder zum Camp zurueckeilen. Waehrend ich hier sitze, haben die anderen alles auf dem Markt einkauft - hoffe ich ...
Morgen machen wir einen Ganztagesausflug, Sonntag ist das Internetcafe geschlossen und Montag gehts wieder bis zum 27.Feb. in den "Bush".
Daher wollte ich hier noch schnell einen typischen Tag im beschreiben.
Ein typischer Pioneers-Tag
06:30 a.m.
Ausgeschlafen nach 9 Stunden Schlaf ? Nein, nicht wirklich. Ich koennt noch stundenlang liegenbleiben, denn draussen wartet ein grauer Regentag.
Ausserdem tobte heut nacht ein maechtiger Sturm, samt tropischem Regen. Ich bin eigentlich nur aufgewacht, weil es ploetzlich so still war. Habe die ganze Nacht damit gerechnet, dass meine Isomatte zum Wasserbett wird. Aber mein kleines Zeltchen hat tapfer durchgehalten.
Eigentlich rechne ich nicht damit , dass heute gearbeitet wird. Ich riskiere einen Blick aus meinem kleinen Zelt und sehe, dass die anderen schon schnurstraks zum Fruehstueck marschieren.
"Wow", denke ich , "ich sollte dringend an meiner Arbeitsmoral arbeiten... das ist nicht die feine deutsche Art" und schwinge mich schnell in meine Arbeitsklamotten. Springe aus dem Zelt, rasch an der Latrine vorbei. Mist, mein Klopapier vergessen - man weiss nie, ob die anderen noch 2 Blatt fuer den naechsten zurueckgelassen haben ;)
Als ich zurueckkomme, stehe ich vor einem Zebukarren (Zebu ist die typische afrikanische Rinderart). Damit wir gleich mit der Arbeit starten koennen, wurde neuer Sand angeliefert. Das scheint schon mind. die 3. Ladung heut morgen zu sein. Die Zebukarren sind so lautlos dass ich wohl im Schlaf nichts mitbekommen habe. Dabei faellt mir auf, dass ich auch schon seitdem wir hier sind, nicht mehr von Verkehrlaerm oder -gestank mitbekommen habe.
Frühstück |
Das Frueckstueck steht bereit. Es gibt eine Art Milchreis - nur dass Wasser statt Milch verwendet wurde - Kaffee, Tee, 2 Gebaeckarten die aus einer Blumenart hergestellt wueden und eine Banane. Anfangs fand ichs im Vergleich zu Baguette mit Banana ganz koestlich. Doch nach 11 Tagen habe ich dann doch zu meinem Doc-Morris-Nahrungsergaenzungs-Vanillepulver mit saemtlichen Vitaminen gegriffen.
"Rock Weaving" wir puzzeln das Fundament |
Die Arbeit ruft. Heute heisst es liebevoll "Rock Weaving". Das Fundament der Schule besteht aus einem Puzzel von wunderschoenen Natursteinbrocken, die spaeter mit Zement uebergossen werden.
Eigentlich ist nur noch eine kleine Luecke zu schliessen. Aber leider sind die Steine aufgebraucht und muessen von einem Ministeinbruch etwa 100m entfernt transportiert werden.
Typischer Arbeiterlook |
Wir freuen und tatsaechlich, endlich wieder zu arbeiten. Die letzten Tage waren so verregnet, dass wir sie genutzt haben, um den Schulunterricht vorzubereiten.
Froehlich schwitzend schleppen wir die Steine vor uns her. Trotz Nieselregen. Der ist dann eigentlich doch ganz angenehm und traegt zum typischen "Arbeiterlook" bei: Eine klebrige Schickt aus Moskitorepellent,Sonnencreme LSF 50, Lehm und Schweiss.
Mein Shirt ist noch relativ sauber. Irgendwie schaffe ich es, die Steine VOR mir her zu tragen. Die anderen haben schon lustige Lehmmuster am Bauch und Huefte.
Doch wen stoerts? In der Mittagspause kann alles antrocknen ;)
Um 11:00 a.m. haben wir erstmal Malagasy-Unterricht.
Um 12:00 a.m. gibts Lunch.
Um 01:00 p.m. unterrichten wir das Construction Team in Englisch.
Um 02:00 p.m. gehts weiter. Nun wird der angelieferte Sand mit Zement und Wasser in einer Grube per Manpower zu fundamenttauglicher Masse verarbeitet und gleichmaessig ueber unser Steinpuzzel verteilt.
Ja, so sieht es aus, mein Leben auf der Baustelle. Wer haette gedacht, dass es gluecklich macht?
"Kühles-16°C"-Afterwork-Bierchen im Schatten von Sue's Zelt |
Dort nutzen wird die Zeit - bis es um 07:00 p.m. Dinner gibt - zum Quatschen, Lesen, Musik hoeren und natuerlich duschen.
Ich pumpe Wasser für's abendliche "Dusch"vergnügen. Im Hintergrund könnt ihr die Kabinen erkennen |
Hungrig stuerzen wir uns dann aufs Dinner. Im Wechels gibt es - jeweils mit Reis - 5 verschiedene Bohnenarten bzw Linsen, 1x/Woche Huhn, Zebu, Karotten- oder Kuerbisgemuese.
Das ganze werten wir dann mit mitgebrachtem Curry- oder ChiliConCarnePulver auf. Delicious - nach so einem Tag ;)
Auch ein warmes Bier haben wir uns redlich verdient! Dank "wet-sock-Technik" koennen wir die Temperatur um mind. 2 Grad reduzieren. Eine Stunde vorher haben wir eine Flasche Bier in einen nassen Socken gesteckt und vom Wind kuehlen lassen - Not macht eben erfinderisch ;)
Gluecklich und tot muede fallen wir um ca 8 p.m. in unsere Zelte und freuen uns auf den naechsten Tag.
Glueckliche Momente
Es ist schon was besonderes, zu begreifen, ueber welche Kleinigkeiten wir uns ploetzlich freuen.
Z.B. Wenn mal wieder ein kleines Kind Ananas gesammelt hat und sie uns fuer ca 30 Cent/Stuezck verkauft. Es gibt im Dorf zur kleine Shops, aber eben nicht jeden Tag die Fruechte, nach denen man sich so sehr sehnt.
Oder
Welche Freunde, als ich in meinem Gepaeck nach 2 Wochen eine Packung Studentenfutter mit Schokostuecken fand. Mittlerweile war alles zu einem dicken Klumpen verschmolzen. Den haben wir bruederlich geteilt. ... und getraeumt, was wir alles als erstes in der Stadt oder wieder zurueck in der Heimat essen werden.
Oder
Tinahi, in charge of the Solar- Panel-Station |
Oder
Beim Wasserpumpen springt ein kleiner grasgruener Frosch mit in den Eimer.
Oder
"Hello"-Begruessung per Faustschlag |
In den ersten Tagen haben sie nur "Vazah" (Hallo Fremder) gerufen. Seit unserer Unterrichtsstunde hoert man sie schon von weitem unsere Namen tuscheln. Ich dachte immer, mein Name sei schwierig zu merken. Doch mich haben sie zuerst per Namen gerufen bzw wiedererkannt.
Besonders gern posen sie, damit wir fleissig Fotos machen. Dann wollen sie die Displays checken und fangen laut an zu quietschen vor Freude, dass sie sich wiedererkennen.... wirklich herzergreifend, solche Momente.
Hi Jasmin, ich denk oft an dich und bin total stolz auf Dich! Weiter so! Mone
AntwortenLöschenWow!! das klingt richt gut, was Du da erlebst!
AntwortenLöschenPS: auch die Wind-Sock Technik kann man sich gut vorstellen ;-)